Karriere im Sport – aber was kommt dann?

Veröffentlicht am
11.04.2025
Beitrag teilen

Jetzt hören: DSE Podcast „Karriere im Sport – aber was kommt dann?“

Klicken Sie auf das“Play“ Symbol, zur Wiedergabe der MP3-Datei

Von Achim Frommann
Mit Jürgen Fritz und Constantin Frommann

Im Gespräch mit zwei Experten

Viele Mädchen und Jungen träumen von einer großen Karriere. Sie sehen ihre Idole, begeistern sich für eine Sportart im Team, oder als Einzeldisziplin und geben dafür alles. Wirklich alles! Wenige sind erfolgreich, mit den meisten hat das Leben anderes im Sinn und vielen geschieht durch Auswahl, Krankheit oder Verletzung ein abruptes Ende. Aber ganz egal, welcher Weg eine Leistungssportlerin oder ein Leistungssportler einschlagen, für jeden gibt es gute Lösungen. 

Die DSE sprach mit zwei Lösungs-Experten. Constantin war Toptalent und Fußballprofi, hat aus seinem Schicksal die richtigen Lehren gezogen und gibt dem Sport heute das zurück, was er zu seiner Zeit vermisste. Sein Projekt heißt GAOLZ. Und Jürgen kennt die Welt des Leistungssports ebenfalls aus eigener Erfahrung. Er weiß daher genau, dass die finanzielle Absicherung im Verletzungs-, oder Krankheitsfall zu den wichtigsten Disziplinen der Ausbildung und des Berufslebens gehört. Nur: Warum spricht man im Profisport und in der Talentförderung so selten darüber, vor allem Fürsorgepflichtigen und Sporteltern? Aber es ist an der Zeit, herausfordernde Themen endlich sichtbar zu machen. Denn Leistungssport kann mehr als nur Leistungssport. Er kann LEISTUNG.      

Wir wünschen Dir spannende und erkenntnisreiche Lese- oder Hörminuten mit unserem Blogartikel oder Podcast. Und eines darf ich versprechen: Er wird Deine Perspektive verändern – ganz egal, wieviel oder wenig Du mit Leistungssport zutun hast.

Alles beginnt mit einem Talent

DSE: Hallo Constantin, hallo Jürgen. Zur Vorstellung will ich gar nicht ins Detail gehen. Das sollt ihr gerne gleich selbst übernehmen. Constantin, willst Du uns einmal schildern, wie Du überhaupt in den Leistungssport gekommen sind? Und wie dann der Weg verlief, in der Talentförderung bis hin zum Profitum? 

Constantin: Auch von mir ein Hallo in die Runde. Ja, wie hat das Ganze angefangen? Ich habe schon von klein auf Fußball gespielt. Damals beim Heimatverein SV Oberachern. Ich glaube, ich war so vier Jahre, als ich angefangen habe, zu kicken. Ich bin dann über den SV Oberachern in die Bezirksauswahl gekommen und dort wurde ich von einem Trainer des SC Freiburg gesichtet. Da habe ich mich anscheinend nicht ganz so schlecht angestellt, wurde dann eingeladen zum Probetraining und durfte mit knapp 13 Jahren zum SC Freiburg ins NLZ wechseln. Ich bin dann die ersten drei Jahre gependelt. Jedes Mal von zuhause aus Richtung Freiburg, heißt das war immer über eine Stunde Fahrt hin und wieder zurück. In der Jugend lief es echt gut, sodass ich die komplette Jugend über beim SC Freiburg verbringen durfte. Heißt von der U13 an gependelt, ab der U16 dann ins Internat, bis hin zur zweiten Mannschaft und in die Profimannschaft in der Saison 2018/19. Ich bin also mit 15 Jahren ausgezogen, habe die Schule gewechselt und noch mein Abitur gemacht.

DSE: Und ich glaube parallel auch noch Karriere beim DFB?

Constantin: Richtig, da durfte ich dann auch reinrutschen und bin das erste Mal zur U16-Nationalmannschaft eingeladen worden. Ich durfte dann in der U17 zwei Turniere spielen, eine Europameisterschaft und eine Weltmeisterschaft. Und dann war ich bis zur U20-Nationalmannschaft die ganze Zeit mit dabei. 

DSE: Du hast es schon angesprochen, Constantin. Da gab es Highlights, da gab es aber auch Krisen, wie das auf so einem langen Weg eigentlich jedem jungen Sportler, jeder jungen Sportlerin begegnet. Kannst du uns noch mal so ein bisschen mitnehmen, was deine Highlights waren? Das ist ja das, was motiviert, aber was auch Zeiten der Krise auf Deinem Weg gewesen sind?

Constantin: Ja klar, also Highlights waren mit Sicherheit die Ausflüge mit der Nationalmannschaft. Damals die U17 Weltmeisterschaft in Chilé und die U17 Europameisterschaft in Bulgarien mit der Endspielteilnahme. Das sind so Turniere, die Dir ewig in Erinnerung bleiben, weil es ja doch was Besonderes ist und da dann auch fürs eigene Land spielen zu dürfen. Auch die Fritz-Walter-Medaille, die ich im gleichen Jahr bekam, war ein Highlight und eine Ehre. 

Aber klar gab es da auch immer Rückschläge. Ich glaube, dass, was jedem Sportler früher oder später passiert, sind nun mal Verletzungen. Ich war zwischenzeitlich längere Zeit raus wegen Knieproblemen. Das war in der A-Jugendzeit mit 18 oder 19 Jahren, wo ich echt Probleme hatte mit meinen Knien, mit der Patellasehne. Ich konnte insgesamt 18 Monate kein Spiel machen, weil die Beschwerden einfach nicht weg gingen. Das ist dann so eine Zeit, die schon sehr zermürbend ist. Man muss sich immer wieder ins Training, ins Krafttraining, ins Athletiktraining schleppen, ohne wirklich auf den Platz zu können, um seinen Sport, seine Leidenschaft ausleben zu können. 

Und da kommt man natürlich dann auch viel ins Denken und Zweifeln. Wie geht es denn weiter, wenn ich jetzt so lange ausfalle? Das sind so Phasen, in denen man sich dann einfach durchbeißen muss. Das hat zumindest in der Jugend gut funktioniert, so dass ich immer wieder zurückgekommen bin. Das würde ich vor allem sagen, sind so die Hauptphasen, wenn es dann mal richtig schwierig wird, wenn man in eine Verletzung reinkommt. 

Constantins Karriere: Freud und Leid liegen im Leistungssport oft ganz nah beieinander (Bilder DFB und SV Meppen)

Leistungssport sprengt viele Grenzen

DSE: Ja, es ist natürlich so, dass der Leistungssport den Körper immer an, oder über die Grenzen hinausführt. Insofern ist natürlich die Physis, der Körper immer extrem belastet. Parallel dazu ist es auch vom Mentalen, von der Psyche her immer herausfordernd. Weil gerade in diesem Lebensabschnitt nicht nur Fußball, oder eine andere Leistungssportart betrieben werden, sondern auch noch Schule dazukommt, Familie und Freunde. Da ist das Gesamtpaket schon enorm.  

Jetzt würde ich an der Stelle gerne überleiten zu Jürgen. Kannst Du uns ein bisschen ausführlicher erzählen, was Deine Aufgaben, bzw. die der Agentur sind, für die Du arbeitest und wo Du jetzt gerade im Bereich des Nachwuchssports zu den Themen, die wir gerade gehört haben, ganz wichtige Anknüpfungspunkte siehst. 

Jürgen: Sehr gerne. Also, meine Name ist Jürgen Fritz und ich bin „Head of Sports“ bei der Leue&Nill GmbH + Co.KG. Wir sind ein Versicherungsmakler im klassischen Sinne, begleiten aber auch die Sportwelt in und um den Profi- und den Leistungssport in all seinen Facetten. Angefangen bei den Athletinnen und Athleten, über Berater, Vereine, Verbände und alles, was sich auch um Gebäude, Sportstätten und Absicherungen dreht.  Ich selbst durfte auch mal bei einem großen Verein in der Jugend spielen, habe es dann nicht ganz nach oben geschafft, aber in der damaligen Zeit viel erlebt, was Verletzungen oder das Ausscheiden aus dem Verein aufgrund von vielleicht auch Krankheiten anbelangte.

Wir haben uns unter anderem drauf spezialisiert, ein eigenständiges Produkt im Nachwuchsleistungsbereich Fußball und Handball anzubieten. Wenn beispielsweise Spieler oder Spielerinnen, die aufgrund einer Verletzung, oder einer Krankheit aus dem NLZ ausscheiden müssen und ihren Traum des Profi-Sports nicht mehr erleben, wir sie zumindest auf der Absicherungsseite soweit auffangen können, dass sie den Schritt in die „normale Welt“ schaffen können.  

Wir begleiten aber nicht nur den Nachwuchsbereich, sondern beraten und versichern natürlich auch erwachsene Profisportlerinnen und Sportler. Wir begleiten Spielerinnen und Spieler aus der Handballwelt, aus der Fußballwelt, auch im Eishockey, Basketball, also in allen Mannschaftssportarten. Es gibt da natürlich verschiedene Themen, angefangen von Lohnfortzahlungen, bis hin zu Sportunfähigkeiten. Gerade dieses Thema ist aktuell in aller Munde, weil es noch nie so viele schlimme Krankheitsdiagnosen gab, die Krebs und andere den Körper betreffende Zustände anbelangt, wie in der aktuellen Zeit. Unabhängig von Männern oder Frauen. Diese Themen begleiten wir auf der Absicherungsseite.

Sind Leistungssportler rundum versichert?

DSE: Du hast jetzt angesprochen, dass Ihr Profisportlerinnen und Sportler begleitet. Wenn man nun eine Versicherung erst im Nachhinein abschließt, also wenn schon Verletzungen eingetreten sind, oder vielleicht negative Diagnosen, dann ist es wahrscheinlich schwierig, ein gutes Versicherungsangebot zu machen. Deshalb an dieser Stelle der Bogen hin zu unserer Arbeit. Denn im Grunde muss man ja sagen: Je früher versichert, desto besser. Aber gibt es einen Zeitpunkt, wo du sagen würdest, da ist es jetzt vielleicht noch zu früh, oder ab dem Punkt halte ich es für sinnvoll, möglicherweise sogar für absolut notwendig? Bei Minderjährigen wird es nie das Talent selbst sein, das die Versicherung abschließt, denn es ist ja noch nicht geschäftsfähig. Das heißt, es ist immer ein Thema der Eltern. 

Jürgen: An der Stelle muss man tatsächlich die Seite die Eltern mit in die Pflicht nehmen. Aber auch die Vereine, gerade die NLZs, haben eine Verpflichtung gegenüber dem Nachwuchs, den sie ausbilden. Zumindest dahingehend, dass sie eine Fürsorgepflicht haben, was die Aufklärung der Eltern angeht.

Unerlässlich und zuvorderst für Kinder und Jugendliche zu nennen ist eine Unfallversicherung. Wenn also durch eine Verletzung ein gewisser körperlicher Schaden entsteht, kann so eine Absicherung zumindest in ein Entgelt umgewandelt werden, dass eine gewisse Ausbildungsentschädigung bedeutet. Natürlich mach es nicht für alle Jugendlichen und Kinder Sinn. Wir haben aber beispielsweise ein Produkt, „Young Sportsman“ bzw. „Young Sportsgirl“ entwickelt, das im Fußball ab der U15 (also ab 14 Jahren) eine mögliche Absicherung bietet. Jahrgänge darunter sind noch über Eltern, oder hoffentlich auch über die Vereine basistechnisch abgesichert.

Wer älter ist, kommt dann bald in die Fördervertragswelt, wo auch schon das eine oder andere Gehalt bezahlt wird. Danach richten sind dann auch die Zahlungen der Beiträge für die Absicherung, also für die Unfallversicherung und möglicherweise eine Krankenzusatzversicherung, beispielsweise für Tagegeld. Das kommt dann immer darauf an, welche Gehälter ein Verein bereits für junge Spieler bezahlt. Außerdem sprechen Berater dann noch ein großes Wort mit. Auch hier müsste man klar formulieren, dass eine große Sorgfaltspflicht für die Schützlinge vorhanden sein muss, die sie begleiten.

IMG 0502

Er kennt sich in Sachen Sportversicherungen bestens aus. Jürgen Fritz ist aber nicht nur passiver Sportler, sondern unterstützt mit KICKEN FÜR KINDER auch aktiv wohltätige Zwecke. (Bild privat)

DSE: Ok. Jetzt hast du einen Punkt angesprochen, der die Ausbildungsstätten anbelangt. Im Fußball sind es die Nachwuchsleistungszentren. Aber es ist natürlich ein generelles Thema über alle Sportarten hinweg. Würdest Du sagen, dass eigentlich jede Ausbildung im Leistungssport ab einem gewissen Alter und Leistungsniveau verpflichtend mit einer Versicherung verbunden sein muss? Es kann ja wirklich niemand vorhersagen, wie sich die körperliche Gesundheit, Stabilität oder auch die psychische Situation entwickeln. Und es gibt nachweisbare Zahlen, dass unglaublich viele Talente aus dem Fußball entlassen werden, von denen man weiß, dass annähernd die Hälfte tatsächlich mit psychischen Problemen zu kämpfen haben. Mit klinisch relevanten Problemen wie Angst, Depression, Identitätskrisen, Traumata und dergleichen. Wenn das der Fall ist, sollte man natürlich auch Hilfe bekommen, genauso wie bei physischen Beeinträchtigungen. Würdest Du also so weit gehen und sagen, jede Ausbildung im Leistungssport müsste immer auch mit einer rundum Absicherung verbunden sein?

Vereine, Verbände und Eltern stehen in der Pflicht

Jürgen: Also, grundsätzlich haben Vereine und auch Verbände eine Grundabsicherung, beispielsweise durch Kooperationsverträge mit Versicherern. Dazu gehört eine Unfallversicherung. Und wenn eine Verletzung eintritt, kann ein gewisser Betrag X an die Familien oder an die Kinder zurückgespielt werden. Das ist eine Grundversorgung, die aber natürlich ausbaufähig ist.  

Was Du mit psychischen Themen angesprochen hast, ist eine ganz schwierige Situation für ein Versicherer, dieses Thema zu greifen. Wir sprechen ja immer von klaren Themen. Um da jetzt etwas nüchterne Bilder zu benutzen: Einmal habe ich einen Unfall, ich werde gefoult, ich werde verletzt durch Einwirkungen eines Gegenspielers, ich reiße mir die Bänder, weil mein Sprunggelenk nicht hält und so weiter. Das ist ein klarer Schaden. Oder ich habe eine schwere Erkrankung, erhalte eine eindeutige Diagnose. Das sind klare Bilder, die auch der Versicherer greifen kann. Diese Fälle können kalkuliert werden, wofür es dann eine Absicherung gibt. Im Bereich psychischer Probleme wie Identitätskrisen, oder den anderen Themen ist es noch sehr schwierig, Angebote zu machen. Aber ich sage mal vorsichtig: vielleicht müsste man ein paar Türen aufstoßen, weil die Wichtigkeit und die Tiefgründigkeit dieser teils recht spezifischen Fälle leider immer größere Ausmaße annehmen. 

DSE: Aber du sagst, es gibt Grundabsicherungen, die von Vereinen auch schon im Ausbildungsbereich da sein müssen. Das bedeutet, man kann den Eltern den Tipp geben: Fragt doch ruhig einmal nach, was der Verein oder Verband hat. Wenn also mein Kind bei euch ausgebildet wird, in welcher Form sind wir auch über euch abgesichert? Und wenn etwas fehlt, wäre es dann eben ratsam, das Richtige privat noch nachzuschieben? 

Jürgen: Ja. Nur bitte bedenken: Es gibt immer auch das eine oder andere Elternteil, das finanziell vielleicht nicht ganz so gut aufgestellt ist – zumal Leistungssport persé schon viel Geld kostet. Ein weiterer Kostenfaktor verhindert dann möglicherweise, dass für das Kind eine solche Absicherung getroffen wird. Dann könnten Eltern vielleicht von den Ausbildungsstätten oder auch von Verbänden bzw. Geldgebern wie Stiftungen bezuschusst werden. 

DSE: Absolut. Machen wir an dieser Stelle einen kleinen Schwenk wieder rüber zu Constantin. Du hast beschrieben, wie Du beim SC Freiburg dann tatsächlich auch Profitorhüter geworden im Tor. Nimm uns doch nochmal mit in die erste Zeit des Profi seins und damit auf Deinen Weg, wie es bei Dir weitergegangen ist und wie die Karriere letztendlich dann – da darf ich schon vorgreifen – nicht ganz gewollt zu Ende gegangen ist. 

Constantin: Das erste Jahr als Profi bei Freiburg war verrückt, weil du nach zehn Jahren in Deinem Verein, wo du als kleiner Junge angefangen hast, Profi werden durftest und plötzlich bei der ersten Mannschaft in der Bundesliga mit dabei warst. Ich war damals die klare Nummer drei. Die Rollenverteilung war auch kommuniziert und auch vollkommen fein. Wir hatten mit Alex Schwollow eine Nummer eins, mit Marc Flecken die Nummer zwei dahinter und ich als der junge Torhüter die Nummer drei. 

Es hieß, einfach erst einmal Bundesligaluft schnuppern mit den Profis trainieren und weiter Spielpraxis in der U23 Regionalliga zu sammeln. Zu den Profis ist es aber nochmal ein ganz anderer Schritt, eine ganz andere Qualität, an die man sich erst anpassen muss. Es waren unfassbare Erfahrungen in diesem Jahr und ich durfte auch sechs Mal mit dabei sein auf der Bank während einem Spieltag, weil einer der anderen Torhüter krank war. Es war schon eine sehr gute Zeit, ein gutes Jahr.

Keine Karriere verläuft schnurgerade

Danach wurde ich für eine Spielzeit ausgeliehen in die dritte Liga zur SG Sonnenhof Groß Asbach – und wo ich ein Jahr verbrachte, das jetzt sportlich gesehen nicht das Beste für mich war. Es hat einiges nicht so funktioniert, wie es hätte funktionieren sollen, aber das war nun mal so. Und danach war es dann etwas überraschend auch beim SC vorbei. Ich habe damals meinen Vertrag aufgelöst und wollte im Sommer nach Meppen in die 3. Liga wechseln. Das Problem war nur, dass ich mir in der Sommertransferphase das Syndesmoseband gerissen hatte, weswegen sich der Wechsel bis in den Herbst verzögerte. 

So kam ich erst später zur Mannschaft dazu. Es wurde dann klar kommuniziert, dass der bisherige Torhüter die ersten Spiele machen wird, bis ich voll genesen und angekommen bin. Dann kam es dann, wie es kommen musste. Wir haben achtmal in Folge gewonnen. Da wechselt kein Trainer auf der Torwartposition. Plötzlich wurde es für mich recht schwer, da noch reinzurutschen. Und das Problem war, dass ich gegen Ende der ersten Saison in Meppen Probleme in der Hüfte bekommen hatte. Darum wurde ich über meine Physiotherapeutin zu einem Spezialisten geschickt, der sich das Ganze anschaute und ich daraufhin nach der Sommerpause an beiden Hüften operiert werden musste. 

Das war eine schwierige Zeit, weil es eine recht lange Ausfallzeit bedeutete. Ich dachte aber, wie es mir auch kommuniziert wurde, dass ich nach Reha, die ungefähr acht Monate dauern sollte, wieder zu 100% hergestellt bin und voll trainieren kann.  Das Problem war leider nur, dass ich nie wieder richtig fit wurde. Ich hatte immer noch Schmerzen in der Hüfte, kam nicht mehr auf mein altes Niveau. Egal, wie viel ich trainierte. so entschied ich mich, knapp ein Jahr nach der OP noch mal reinzuschauen, ein MRT-Bild machen zu lassen. Und dort sah es dann in der Hüfte tatsächlich schlechter aus als vor der OP. So kam es, dass mir auf Rat mehrerer Ärzte ans Herz gelegt wurde, es mit dem Fußball sein zu lassen, weil der Leistungsumfang so nicht mehr mit meinem Körper stemmbar war. Und so kam ich dann wie schon angedeutet zum verfrühten, ungewollten Ende meiner Karriere im Profifußball. 

DSE: Also das heißt, dass du jetzt in jungen Jahren rein formal Sportinvalide bist, durch diese im Grunde ‚Verletzungen‘, die Du durch den jahrelangen Leistungssport hast. Aber es ist ja keine Verletzung in Sinne des Sports, sondern wird als Verschleiß gesehen. Und genau das ist ja wieder eine Sache, die zu berücksichtigen ist, wenn es um Versicherungsthemen geht. Weil teilweise im Falle von Unfällen die Berufsgenossenschaft eine Absicherung bietet – oder auch nicht.

Wann ist im Sport ein Unfall wirklich ein Unfall?

Constantin: Ja, richtig. Da ist Jürgen der größere Experte. Aber meistens ist ja so: Wenn es eine Verletzung ist, heißt, es gab einen Unfall, ein Trauma, man hat sich irgendwas gebrochen, oder irgendwas ist gerissen, im Spiel oder im Training, dann wird es meistens über die Berufsgenossenschaft abgedeckt. Und wenn du irgendwas hast, dass dich zum Aufhören zwingt, du aber einen Unfall nicht vorweißen kannst, dann stehst du ganz alleine da. Es sei denn, du hast dich selbst darum gekümmert und diesen Fall abgedeckt. Ich weiß nicht genau, wie man es einordnen kann, aber ich glaube, da kann Jürgen wahrscheinlich mehr zu sagen. 

Jürgen: Das hast Du hundertprozentig treffend und richtig formuliert, Constantin. Also genau so ist ja der Weg, oder die Herangehensweise. Tatsächlich steht die BG über den Dingen. Und hast du den sogenannten BG-Schaden, ist vieles klar. Unabhängig davon ist es aber immens wichtig und unabdingbar, die private Vorsorge zu treffen. Gerade im Profibereich wäre, es mehr als fahrlässig, dies nicht zu tun. Außerdem hat die BG ja gewisse Höchstentschädigungen, die limitiert sind. Und wie wir alle wissen, ist in einem Profisport wie Fußball auch ein gewisses Salär unterwegs, was Sportlern hohe Gehälter, oder Einnahmen generiert. Da reicht dann die BG häufig nicht mehr. 

DSE: Um da jetzt vielleicht auch symbolisch nochmal den Ball aufzugreifen: Wir wollen ja nicht nur über den Fußball sprechen, sondern daran denken, dass es sehr viele andere Sportarten gibt, die, was die finanzielle Seite der Sportler angeht, wesentlich schlanker versorgen werden mit Gehältern, durch die Sporthilfe, vielleicht durch Sponsoren. Und dort ist das Thema nochmals sehr viel wichtiger, weil ja in aller Regel eine finanzielle Absicherung anders, wie vielleicht im Fußball ist.

Jürgen: Es ist es zwingend erforderlich, zu sehen, in welcher Sportart berät man den Athleten, oder den Verein, oder die verantwortlichen Berater und so weiter. Wir haben eine immens große Schere, die sich auftut, übrigens auch in den ersten Liegen. Wenn man die Gehälter vergleicht vom Fußball zum Handball, Eishockey, Basketball hat natürlich alles eine extreme Strahlkraft – aber fast überall anders sind die Gehälter nicht annähernd auf dem Niveau wie in der ersten Liga im Fußball. Aber auch da bitte nicht pauschalisieren. Es sind immer individuelle Betrachtungen, die herangezogen werden müssen und so ist eben jeder Sportler individuell und auch für sich eigens zu versichern, beziehungsweise abzusichern.  

Was Du gerade auch gesagt hast, Achim, ist ein ganz wichtiger Punkt. Wir haben ja die gesetzliche Lohnfortzahlung. Der eine hat aber ein anderes Gehaltsgefüge, wie der oder die andere. Die Wichtigkeit, nach einer sechswöchigen Verletzung oder Krankheit auf sein bisheriges Nettogehalt zu achten, weil Ausgaben ja trotzdem die gleichen bleiben, ob ich verletzt bin, oder mein volles Gehalt beziehe, sind natürlich schon Unterschiede. Und da muss man sich an einen Tisch setzen, klar kalkulieren und schauen, wo geht meine Reise hin, was ist mein Fixkostenapparat, was kann ich mir leisten im Falle X (also bin ich verletzt, werde ich krank, …), was ist ab der sechsten Woche, wie stelle ich meine Ausgaben sicher, dass ich auch ohne Probleme gesunden kann und mich nicht auch noch in meiner Reha-Phase möglicherweise um die Mietzahlungen können muss.

Leistungssportler sind Arbeitnehmer wie Du und ich

DSE: Ja, das ist sehr wichtig, was Du ansprichst. Weil das so vielen gar nicht wirklich bewusst ist. Und schon gar nicht Leuten außerhalb des Leistungssports, dass jeder verletzte Sportler, jede verletzte Sportlerin, die über die obligatorischen sechs Wochen hinaus erkranken, oder sich verletzen und ausfallen (was häufig Monate dauern kann), dann aber wie jeder Arbeitnehmer in die Versorgung der gesetzlichen Kassen fällt. Das heißt, ab der sechsten Woche zahlt nicht mehr der Arbeitgeber, sondern die Kasse. Und ab da werden die Lohnfortzahlungen gedeckelt. Darum ist schon vorher dafür zu sorgen, dass man die Differenz zu seinem Gehalt anderweitig kompensiert. 

Jürgen: Da bleiben wir jetzt mal kurz in der Welt des Profifußballs. Ein Fußballspieler verdient, sagen wir mal 20.000 Euro brutto pro Monat, was ja auch schon mal ordentlich ist (es gibt ja noch ganz andere Summen). Und er sorgt jetzt nicht mit einer Tagegeldversicherung ab der sechsten Woche dafür, dass er sein monatliches Nettoeinkommen auffängt. Und jetzt sagen wir mal, die BG-Grenze liegt bei 5.000 Euro plus-minus. Das heißt, er fällt von 20.000 Euro auf 5.000 Euro, was immer noch viel Geld ist. Nur, wenn meine Lebenshaltungskosten dem nicht angepasst sind und ich bewohne vielleicht ein großes Haus, ich fahre ein teures Auto, ich habe laufende Kredite, gewisse Verbindlichkeiten, die monatlich bedient werden müssen – dann habe ich ein Problem. Und das ist gar nicht so selten. 

DSE: Constantin, wie war das denn in Deinem Fall? Du hattest das Pech, dass Du Deine Karriere leider nicht bis zu Ende gehen und die Früchte des langen Weges ernten durftest. Das aufgrund von Verschleiß Deiner Hüfte. Und das war in dem Sinne ja keine Verletzung. Warst Du abgesichert? Also gab es in Deinem Fall zumindest einen Start auf finanzieller Seite, der Dir den Wechsel zurück etwas vereinfacht hat? Und wie ging es dann weiter? 

Constantin: Tatsächlich hatte ich das Glück, dass ich abgesichert war. Ich hatte in der Zeit, als ich monatelang ausgefallen bin und mich in der Reha befunden habe, meine Lohnfortzahlung. Das heißt, ich hatte eine Versicherung abgeschlossen, dass mein Gehalt, bzw. die Differenz zwischen dem, was ich von der Krankenkasse bekommen habe, zu dem, was ich normalerweise verdiente, über die Versicherung aufgefangen wurde. Ich hatte also keine Versorgungslücke. Und für den Fall, dass meine Karriere ungeplant endet, hatte ich tatsächlich eine Sportinvaliditätsversicherung. Ich habe also einen gewissen Monatsbetrag für meine Versicherungssumme verwendet. Und nachdem klar war, auch ärztlich bescheinigt, dass ich Sportinvalide bin bzw. aufgrund dieser Invalidität meinen Beruf als Fußballer nicht mehr ausführen kann, wurde mir dieser Betrag ausgezahlt. Das war eine gewisse Sicherheit und Starthilfe für den Übergang in das, was ich jetzt mache.  

Und ja, es war eine harte erste Zeit, sich erst einmal umzugewöhnen, weil man ja praktisch von 100 auf 0 gefallen ist. Das heißt, sein Leben lang hat man nur mit dem Fußball zu tun gehabt, es hat sich alles um den Fußball gedreht und dann fällt das auf einmal komplett weg. Ich war, ja, leider einer der klassischen Fußballer, der jetzt sein Abi gemacht, aber nebenher sich dann nicht darum gekümmert hat: Okay, wie geht es denn eigentlich weiter, wenn der Fußball mal vorbei ist? Das heißt, ich habe jetzt kein Fernstudium nebenher gemacht, oder mich mit irgendeinem Thema beschäftigt, so dass es dann schon ein recht einschneidendes Erlebnis war. Und das hat dann eine Weile gebraucht, da durch dieses Tal zu gehen.

Foto Nadia Schaerli093
Mit seiner eigenen Agentur GOALZ startet Constantin jetzt seine zweite Karriere (Bild Nadia Schärli)

GOALZ verschafft Sportlern die zweite Identität

Ich habe mir in dieser Zeit nur einfach gedacht: Es wird ja nicht nur mir so gehen, es geht ganz vielen anderen Sportlern da draußen genauso. Auch außerhalb vom Fußball. Und was machen die anderen Sportlerinnen und Sportler denn dann, wenn auch sie herausfallen, aus ihrem bisherigen Leben, aus ihrem Sportkosmos? Und für diesen Fall wollte ich einfach eine Art „Hilfe“ entwickeln, weil ich mich informiert habe, es aber relativ wenig, bis gar keine Angebote gab. Ich wollte eine richtige Hilfe entwickeln, Sportlern erst einmal zu helfen, sich überhaupt zu orientieren. Und so kam ich darauf, erst einmal mit meinem ersten Partner Sven-Oliver Gercke zusammen ein analoges Coaching speziell für Sportler zu entwickeln, in dem es darum geht, sich beruflich neu zu orientieren. Das heißt, erst einmal herauszufinden, was bin ich für eine Persönlichkeit, wo liegen meine Stärken und meine Schwächen, auch ganz gezielt außerhalb von meinem Sport. Was kann ich und was interessiert mich? Und daraus formt sich ein Profil über sich selbst. Dieses Profil kannst Du dann mit dem Arbeitsmarkt abgleichen, um zu schauen, wo würdest du denn als Person optimal aufgehoben sein mit all deinen Stärken und Interessen, die du als Person mitbringst. Dieses Coaching haben wir dann über das Jahr 2023 entwickelt und fertiggestellt. Es gibt auch schon einige Sportler, die es durchlaufen und sehr positiv berichtet haben. 

Anfang 2024 habe ich dann ein eigenes kleines Startup gegründet, um diesen Coaching-Prozess zu skalieren. Heißt, wir bieten jetzt eine Plattform an, in der wir diesen Coaching-Prozess digitalisiert haben. So können sich Sportler beruflich orientieren und herausfinden: Was interessiert mich? In welche Richtung kann ich gehen? Brauche ich vielleicht dafür noch einen Fernstudiengang nebenher? Wo kann ich den machen? An diesem Punkt verbinden wir dann zu Hochschulen, Universitäten, Bildungseinrichtungen. Und welcher Arbeitgeber passt zu mir? Welches Unternehmen? Wo passe ich gut rein mit meinen Werten? 

Das heißt, mit unserem Startup der Goalz GmbH sind wir gerade dabei, eine Recruiting-Plattform aufzubauen. Dieses Unternehmen ermöglicht einem speziellen Personenkreis, nämlich Leistungssportlerinnen und Sportlern, Menschen, die einen unfassbar großen Schatz an Social-Skills bieten, wie Leistungsbereitschaft, Disziplin, oder Durchhaltevermögen. Denn sonst wären sie gar nicht erst im Leistungssport gewesen, hätten ‚überlebt‘. Unternehmen wird bei uns ermöglicht, aus diesem Pool ganz speziell den oder die passenden Kandidaten herauszufinden. An diesem Punkt stehe ich ja selbst jetzt gerade. Also raus aus dem Sport, rein ins Startup und das Leben in einer ganz neue Welt. 

DSE: Man würde also sagen, Du hast aus einer Not eine Tugend gemacht. Und Du hast ja ehrlicherweise gesagt, Du bist mit Leib und Seele 100 Prozent Fußballer gewesen.  Und hast auch nicht daran gedacht, dass die Sache unverschuldet enden kann, warst aber auch darauf nicht vorbereitet. Insofern, als dass Du noch eine berufliche Ausbildung, ein abgeschlossenes Studium, eine andere Maßnahme parallel zum Profitum absolviert hättest, was so ganz nebenbei eigentlich auch fast nicht möglich ist. Das muss man immer bedenken. Es ist leicht gesagt, dass man ein paralleles Studium, vielleicht ein Fernstudium macht. Nur, es ist natürlich immer die Frage, wie ernst wird es denn am Ende betrieben und wie kann ich das tatsächlich dann nutzen ab dem Tag X, an dem ich kein Profisportler mehr bin. Das kann ja ein Studium sein, das mit Bravour abgeschlossen wurde, das aber erst 10 oder 15 Jahre später, am Ende einer toll verlaufenden Karriere, möglicherweise wenig Wert mehr hat. 

Constantin: Ja, teilweise gebe ich dir recht, teilweise würde ich aber auch widersprechen. Denn, wenn ich da ganz ehrlich bin: In der Zeit, wo ich Profi war, wäre ich da das eine oder andere Mal weniger Kaffee trinken gegangen und hätte mich mit etwas Gescheitem auseinandergesetzt, dann hätte ich ein Studium nebenher auch deutlich geschafft. Im Fußball ist es ein brutaler Job. Man ist viel unterwegs, gerade wenn es in Richtung Bundesliga geht, aber wenn man das will, dann ist es durchaus möglich, sich nebenher mit etwas zu beschäftigen und zu machen, was einem auch hilft. So, jetzt in der Retrospektive, wenn ich da nochmal darüber nachdenke: Damals habe ich immer gedacht, bei einem Studium nebenher, da lasse ich im Fußball Prozente liegen und das Studium wird dann auch nicht gut. Macht also keinen Sinn. Aber wenn ich jetzt im Nachhinein drüber nachdenke, ist es genau der falsche Gedankengang. 

Wenn ich jetzt mitbekomme, bei anderen Sportlern, bei Fußballerinnen, die ich kenne, die nebenher ein Studium machen, ein Fernstudium, das macht den Kopf frei, das hilft, einfach mal abzuschalten und mal nicht an den Fußball zu denken. Und wenn du dir da so ein zweites Standbein, eine Sicherheit aufbaust, wenn du weißt, es gibt immer was nebenher, was ich machen kann, wenn es irgendwann aus irgendwelchen Gründen vorbei sein sollte beim Sport, gibt es dir das ein Gefühl von Sicherheit. Wenn du diese Sicherheit hast, das lässt dich dann auch befreiter aufspielen, weil du weißt, ich habe immer noch mein zweites Standbein. Und das wissen wir alle, die gekickt haben: Wenn du befreit aufspielen kannst, dann bis du meistens besser, als wenn du dir zu viele Gedanken machst. 

Das heißt, in dieses Denken müssen Sportler vermehrt reinkommen. Und ich bin auch zuversichtlich, dass es immer weiter in diese Richtung geht, dass es immer mehr Sportlerinnen und Sportler gibt, die sich wie Nils Petersen hinstellen und sagen: „Ja, eigentlich bin ich die ganze Zeit nur am Verblöden gewesen und habe viel Geld dafür verdient. Jetzt habe ich aufgehört mit der Karriere, aber was mache ich jetzt? Und Nils war weiß Gott, einer der schlaueren Fußballer, mit denen ich zusammenspielte bzw. kennen gelernt habe. Nils hatte da eigentlich keine Probleme. Das heißt, eine gewisse Veränderung in diese Richtung, wie wichtig das Thema ist, nehme ich schon wahr. Jetzt braucht es einfach nur noch eine Plattform, die das den Sportlern so einfach wie möglich anbietet. Genau das machen wir mit Goalz. 

DSE: Danke Dir Constantin. Und ich nehme gerne die Korrektur dessen an, was ich vorhin ausgeführt habe. Das heißt, im Umkehrschluss ist es ja genau das, was Du beschrieben hast, was euer Angebot ausmacht. Und das gilt nicht erst für den Sportler oder die Sportlerin, die ihre Karriere bald beenden, sondern viel früher, schon während der Karriere. Insofern lohnt es auf jeden Fall, sich mit Goalz zu beschäftigen, die neue Plattform anzuschauen. Es gibt glaube ich auch eine App, die man dazu auf diversen Stores herunterladen kann – sogar kostenfrei. Eine tolle und total wichtige Idee.

Eins kann keine KI der Welt – Gewinnen wollen!

Constantin: Um da noch einmal kurz darauf einzugehen: Die Goalz-App ist in allen App-Stores verfügbar. Und es macht einfach nur Sinn, wenn du dir als Sportlerin oder Sportler dessen bewusst wirst, was du für ein enormes Talent auch für den freien Arbeitsmarkt bist. Denn Unternehmen suchen alle nach guten Arbeitskräften, nach Leuten, die gewisse Skills mitbringen. Und wenn man den Wandel der Arbeitswelt beschreibt, dann wird auch KI bald fast alles abdecken. Nur eine Sache wird KI nie können: Dass ist dieses „Gewinnen wollen“ haben. Und das ist diese große Eigenschaft, die es auch zukünftig im Arbeitsmarkt braucht. Da kann ich einem Sportler nur sagen: Wenn du dich frühzeitig damit auseinandersetzt, wo du nach deiner Karriere dieses Gewinnen wollen einsetzen willst, dann hast du wirklich ein ‚brutales‘ Talent. Und dann kannst du schon deine Zeit im Sport dafür nutzen, dich so weit zu präparieren und vorzubereiten, dass du es viel einfacher hast, wenn du rausrutschst. Denn wie gesagt: Du bist dann auf dem Arbeitsmarkt so begehrt, wenn du dich rechtzeitig damit auseinandergesetzt und deinen zweiten Weg gefunden hast. Deswegen haben wir entschieden, wir wollen unser Angebot jetzt für Sportlerinnen und Sportler kostenlos anbieten. 

DSE: Das schließt dann auch den Kreis hin zu dem, was Jürgen und ich vorhin besprochen haben. Gerade auch das Thema mentaler Probleme am Ende einer Karriere betreffend. Und egal wann sie endet, ist das ja genau der Punkt, an dem viele Leistungssportler in eine Identitätskrise stürzen werden. Denn sie sind ja beruflich stark eingeschränkt. Sie sind eben „nur“ Sportler und das ist jetzt nicht despektierlich gemeint. Aber: Du bist Leistungssportler auf höchstem Niveau, nur…was bin ich denn sonst noch? Und was ist, wenn ich morgen nicht mehr kann, der Applaus nicht mehr da ist, das Training und all die Dinge, die mein Leben von Kindheit an bestimmt haben? Das sind nachgewiesene Indikationen, die sehr, sehr vielen Sportlern widerfahren. 

Wenn ich mir aber eine zweite Identität schon vorher aufgebaut habe und weiß, wer und was bin ich noch? Wie Du sagtest, stehe ich dann ja nicht nur auf einem Bein, stehe ich auf zwei, stehe ich vielleicht auf vielen Beinen, bin vorbereitet. Man ist dann präventiv unterwegs. Denn dem Thema, dass du vielleicht tatsächlich auch klinisch bzw. psychologisch behandelt und therapiert werden musst, dafür noch nicht wirklich versichert werden kannst, dem kann man selbst begegnen, indem man sich rechtzeitig damit beschäftigt, was nach dem Leistungssport folgen soll. 

Constantin: Absolut. Denn das ist ja das Wesentliche, dass man sich als Mensch über den Job, den man ausübt, über seine Familie und Freunde und so weiter definiert. Aber wenn das eine wegfällt, wenn du nicht weißt, was ich noch für einen Job habe, wer oder was ich bin und was für eine sinnvolle Arbeit nach dem Sport im Leben folgt, dann kann man immer in so eine Krise geraten. Wenn dir aber immer klar ist: Hey, ich habe hier einen Weg vor Augen, ich weiß, wo es hingehen kann, dann fällt man da erst gar nicht rein.

Genießt die Gegenwart und vergesst Eure Zukunft nicht

DSE: Richtig und absolut wichtig, Constantin. Kommen wir dann nach einem wirklich spannenden Gespräch mit vielen wertvollen Hinweisen für Sportler, Sportlerinnen, Eltern, aber auch Funktionäre in Vereinen, in Verbänden zu Themen, die eigentlich häufig gar nicht so oft besprochen werden und trotzdem unfassbar wichtig sind zum Ende. Jürgen, Constantin, was möchtet ihr zum Abschluss unserer Runde den Jungs, den Mädels, ob noch im Talentalter, ob vielleicht schon im Profi-Bereich und aus unserer Sicht natürlich auch ihren Wegbegleitern gerne mitgeben, worauf sie achten sollten, worauf sie sich vorbereiten müssen? 

Jürgen: Allem voran, habt Spaß an dem, was ihr tut, behaltet euch eine gewisse Leichtigkeit der kleinen Dinge, macht euch nicht zu viel Stress und liebt, was ihr tut. Von unserer Seite aus der Versicherungswelt, würde ich sagen: Eltern aufgepasst. Macht euch schlau. Und auch die Vereine, die Verbände bitte ich, immer mal über den Tellerrand hinauszuschauen. Was gibt es, was kann man vielleicht noch verbessern. Verbesserungsvorschläge müssen auch nicht immer nur mit Geld zu tun haben. Vielleicht gibt es auch einfache Alternativen. Dann wäre schon vielen geholfen. 

Constantin: Ja, absolut. Mit dem Genießen, was man tut, kann ich mich nicht nur anschließen, was Jürgen gesagt hat. Wenn man das Glück hat, hier im Leistungssport unterwegs zu sein und sein Hobby dann irgendwann zum Beruf machen zu können, dann muss man das genießen. Trotzdem würde ich immer sagen: Du musst diesen Blick in die Zukunft haben. Sei es für ein abruptes Ende, was dann Versicherung und Absicherung angeht, was Geld angeht oder was die berufliche Zukunft betrifft. Dann kann man sich seine Gedanken dazu machen und überlegen, wie geht es weiter. Und es ist ganz normal, dass man das im jungen Alter nicht macht, das habe ich damals auch nicht. Aber ich kann aus Erfahrung sagen: Es macht nur Sinn, dass man den Blick in die Zukunft hat und dabei trotzdem die Gegenwart genießt! 

DSE: Ich danke Euch, Jürgen und Constantin! Zwei wirklich schöne Schlussworte. Und wir bleiben uns auf jeden Fall verbunden in unseren Themen, die den Nachwuchsleistungssport, wie auch den Berufssport betreffen.

Jetzt hören: DSE Podcast „Karriere im Sport – aber was kommt dann?“

Klicken Sie auf das“Play“ Symbol, zur Wiedergabe der MP3-Datei

Weiterführende Links

Inhalt

FAQs

Hier finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen zum im Artikel behandeltem Thema.

Wie bei jedem Arbeitnehmer greift aber der 6ten Krankheitswoche die gesetzliche Krankenversicherung. Vielen Leistungssportlern ist das nicht bewusst. Wenn dann Lebensstandard und  Einkommen nicht mehr zueinander passen, haben sie ein finanzielles Problem. Das ist absicherbar. Gleiches gilt für den Fall, dass Krankheit oder Verletzung zum abrupten Karriereende führen. Darum muss auch die Berufsunfähigkeit abgesichert werden.

Besonders wichtig sind Tagegeldversicherungen für Langzeitverletzungen sowie Berufsunfähigkeits- bzw. Sportinvaliditätsversicherungen. Und weil auch Sportlern in einer Aufbau- und Rehaphase häufig nur Kassenleistungen gewährt werden (es sei denn, ein Verein ist personell und infrastrukturell dafür optimal ausgestattet), ist abzuklären, ob Versicherer Reha-Zusatzleistungen im Form von Krankenversicherungen anbieten, die eine Versorgung auf Niveau des Leistungssports abdecken.

Ist absehbar, dass ein Jugendlicher in seiner Sportart auf Leistungsniveau ausgebildet wird, machen erste Zusatzversicherungen für den Verletzungsfall Sinn. Da jede Verletzung für anschließende Versicherungen Ausschlusskriterien bedeutet, sollten Tagegeld oder Sportinvalidität ebenfalls dann abgeschlossen werden, wenn Finanzlücken die Eigenversorgung, eine spätere Ausbildung oder ein Studium massiv erschweren werden. Tatsächlich fällt der Versicherungsbeginn in aller Regel in die Hände der Eltern als gesetzliche Vertreter.

Hinter GOALZ steckt die individuelle Betrachtung der Person hinter einem Sportler. Aufgrund der eigenen Persönlichkeit, Interessen und Stärken wird ein Profil erstellt und mit Berufsfeldern oder Studiengängen abgeglichen. Das verschafft den Sportlerinnen und Sportlern einen Überblick, wo sie eine berufliche Zukunft haben können.

Dadurch, dass man sich eine berufliche Zukunft neben dem Sport aufbauen kann, gibt GOALZ ein Gefühl von Sicherheit. Du kannst Dir immer bewusst sein: Es gibt einen Plan B, etwas das einem zusätzlich interessiert und motiviert. Das ist nicht nur eine Weiterentwicklung der eigenen Persönlichkeit, sondern sichert Sportlerinnen und Sportler im beruflichen und damit einhergehend im finanziellen Kontext ab.

Jeder Sportler, sollte sich zu jeder Zeit mit GOALZ auseinandersetzen. Der Sport ist ein äußerst schnelllebiges Geschäft. Man weiß leider nie, wann die Zeit vorbei sein kann. Als junges aufstrebendes Talent hat man keine Gewissheit, ob man es überhaupt bis in den Profibereich schafft. Ist man dort angekommen, können Verletzungen, oder das harte Business jeden dort schnell herausholen. Deswegen ist die Auseinandersetzung mit dem Thema zu jedem Zeitpunkt gut und kann nur Vorteile bringen.

Der Plan von GOALZ ist es, Sportlerinnen und Sportler mit all ihren Soft Skills zielgerichtet mit Unternehmen, die passende Jobprofile anbieten, zusammenzubringen. Dieser Art des smarten „Softskill-Matchings“ in Kombination mit den einzigartigen Eigenschaften von Leistungssportlern ist einmalig. Dieser Verbindung steckt bei GOALZ in der finalen Entwicklungsphase und kann zukünftig als vollumfängliche Dienstleistung angeboten werden. Die dafür verwendbare GOALZ-App ist bereits jetzt in allen Stores verfügbar.

Buch: Die allermeisten sind zahm

Ein Talent wird Fußballprofi – oder was Eltern auf diesem Weg leisten.
Mit elf Jahren wird Constantin’s Traum wahr. Wie Millionen anderer Kinder wollte auch er Fußballprofi werden – und er bekommt seine Chance. Als einer von wenigen hat er es geschafft und wird sogar Vize-Europameister. Aber es ist kein reines Märchen, was Constantin und seine Familie auf diesem Weg erleben. Das Talentfördersystem ist wie ein streng organisierter Marathon und der Wechsel vom Amateurverein zum Proficlub umgibt ein magischer Zauber, dem auch das Umfeld schnell erliegt. Wie es aus Sicht von Sporteltern wirklich abläuft und was zu beachten ist, um beide Beine auf dem Boden zu halten, beschreibt dieser Erfahrungsbericht eines Vaters.

Autor: Achim Frommann

Deutsche Sporteltern in der "tz"-Online

Der Weg zum Fußballprofi ist für Talente und ihre Familien sehr anspruchsvoll. Erfahren Sie, wie Familien diese Herausforderung bewältigen.

IFI Webinar: "Das Kindeswohl ist nicht verhandelbar – Die wichtige Rolle von Sporteltern in der Talentförderung"

Sehen Sie hier eine exklusive Aufzeichnung des Webinars, bereitgestellt durch das IFI (Internationales Fußball Institut) und ausgeführt durch Achim Frommann von DSE Deutsche Sporteltern.

Deutsche Sporteltern im ZDF Mittags-Magazin

Nicht verpassen! Sehen Sie unseren wichtigen Video-Beitrag „Bundesliga-Statements zu Fußballeltern“ im ZDF Mittags-Magazin. Jetzt anschauen und Einblicke in das Elternmenagement im Fußball erhalten!

DIE ELTERN-Hilfe, erschienen in kicker-Ausgabe 86/2024

Deutsche Sporteltern im "kicker"-Magazin

Nicht verpassen! Entdecken Sie den aufschlussreichen Artikel „DIE ELTERN-Hilfe“ in der Kicker-Ausgabe 86/2024. Jetzt lesen und wichtige Tipps erhalten!